Marine Litter – Plastik in den Weltmeeren

Marine Litter – Plastik in den Weltmeeren

| Autor: Patrick Semadeni

Wer kennt nicht die Bilder von Plastikmüll an den Stränden und auf dem Wasser. Unter dem Titel Marine Litter befasst sich Politik und Industrie mit dieser Problematik. Auch wir Verarbeiter tragen Verantwortung mit und können Beiträge zur Verbesserung der Situation leisten.

Kunststoffe gelangen in die Weltmeere

Jedes Jahr geraten zwischen 5 und 12.5 Millionen Tonnen Kunststoff aus Küstenregionen in die Weltmeere. Weitere 0,075-1,1 Mio. Tonnen stammen von Nicht-Küstengebieten oder aus Schiffen1. Darunter sind sehr kleine Partikel (Nanopartikel aus Kosmetika, Fasern von Textilien und Fleeces) über mittelgrosse Gegenstände wie Deckel und Flaschen, bis hin zu grösseren Teilen wie Reifen oder Kühlboxen. Aktuell wird die Menge der Kunststoffe in den Weltmeeren mit 150 Mio. Tonnen geschätzt2. Der Grossteil der Kunststoffe in den Weltmeeren stammt aus Südostasien, mit den Ländern China und den Philippinen an der Spitze3.

Dieser Kunststoff in den Weltmeeren ist in verschiedener Hinsicht problematisch:

  • Bedrohung der Tierwelt durch Verzehr der Kunststoffe
  • Verschmutzung von Wasser und Strand
  • Verschwendung der Kunststoff-Rohstoffe

Welche Lösungsansätze gibt es?

Wie kann dem Problem Marine Litter beigekommen werden? Die IEEP1 schlägt folgende Massnahmenpyramide vor:

(zur grösseren Ansicht, bitte auf das Bild klicken)

Die Industrie kann hier zunächst auf der ersten Stufe wirken. Derzeit sind verschiedene Initiativen in Gang, um das Design von Kunststoffteilen, vor allem Verpackungen, recyclingfreundlich zu gestalten. Über diese als „Design for Recycling“ bekannten Initiativen werden wir in einem separaten Blogbeitrag sprechen.

Die zweite Stufe – die fehlende Infrastruktur zum Management des Abfalls – ist auf der Ebene der Politik und Entwicklungshilfe angesiedelt.

Die Initiative Waste Free Oceans

Wenn aber Kunststoff schon in die Weltmeere gelangt, so gilt es diesen wieder zu entfernen, da sich Kunststoff nur sehr langsam abbaut. Zu diesem Zweck ist der europäische Verband der Kunststoffverarbeiter EuPC – European Plastic Converters – eine strategische Partnerschaft mit der Organisation Wast Free Oceans WFO eingegangen. Der Schweizer Verband Swiss Plastics ist ebenfalls Mitglied bei der EuPC.

Die WFO schreibt sich auf die Fahne „we collect and upcycle ocean plastic“. In der Zusammenarbeit mit Fischern weltweit werden Fischernetze eingesammelt und wiederaufbereitet. Aus dem daraus gewonnenen Rohstoff können wieder Produkte hergestellt werden, ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft.

Doch Kunststoffabfall wird auch an den Stränden eingesammelt. Die Organisation TerraCycle arbeitet mit Freiwilligen auf der ganzen Welt zusammen und bietet kostenlose Recyclingprogramme an. Fast 64 Millionen Menschen sind bei diesen Programmen engagiert5.

Im Sommer dieses Jahres kommt das weltweit erste Produkt auf den Weltmarkt, welches aus 25% Recyclingkunststoff besteht, welcher von TerraCycle an den Stränden eingesammelt wurde: ein Shampoo von „Head and Shoulders“ (Procter & Gamble), das in Frankreich in den Carrefour-Ketten verkauft wird6!

In der Schweiz wurden bereits in diversen Kauf- und Möbelhäuser unterstützende Massnahmen eingeführt die Weltmeere von den Tonnen von Müll zu befreien. Mit jedem verkauften Produkt, wie z. B. der Abfalleimer von Brabantia, wird ein Beitrag an "The Ocean Cleanup" entrichtet. 

Die Erklärung „Declaration of the Global Plastics Associations for Solutions on Marine Litter”

69 Verbände aus 35 Ländern – sowie der europäische Verband der Kunststoffhersteller Plastics Europe - haben sich 2011 in einer gemeinsamen Erklärung dazu verpflichtet, verschiedene Massnahmen gegen Marine Litter zu unterstützen. Darunter fallen Themen wie öffentliches Bewusstsein in den betroffenen Ländern für die Problematik schaffen, informieren, Fakten bereitstellen, Sammelprojekte unterstützen. Bemerkenswert ist die „Zero Pellet Loss“ Initiative: diese zielt darauf ab, in der ganzen Wertschöpfungskette keine Granulatkörner in die Umgebung geraten zu lassen, die so in die Gewässer gelangen könnten7.

Es tut sich also etwas um das Problem Marine Litter in den Griff zu bekommen. Es bleibt aber noch viel zu tun. Wir als Verarbeiter können unsere Verantwortung wahrnehmen indem wir:

  • uns in den Verbänden für WFO Projekte stark machen.
  • den Einsatz von Post Consumer Recycling (PCR) Kunststoffen vorantreiben, und dabei auch am Strand eingesammelte PCR Kunststoffe verwenden.
  • im eigenen Betrieb dafür sorgen, dass keine Kunststoffe in die Gewässer gelangen.

Es braucht aber alle in der Kette: Verantwortungsvolle Rohstoffhersteller und Verarbeiter, Brand Owners, welche ihre Produkte in PCR Kunststoffgebinden abfüllen, Konsumentinnen und Konsumenten welche sich nicht daran stören, dass eine PCR Verpackung vielleicht nicht ganz so blütenweiss daherkommt und die Produkte kaufen, und die Verpackungen dann nach Gebrauch korrekt entsorgen bzw. den Sammelsystemen zuführen.

 

1 IEEP Institute for European Environment Policy, Plastics, Marine Litter and the Circular Economy, October 2016
2 Marine Litter, European Commission, Good Environmental Status, April 2017
3 Here’s where the Ocean’s trash comes from, National Geographic Magazine, April 2017
4www.wastefreeoceans.org/fishingoceanplastic
5www.terracycle.de
6 Press release, P&G’s Head & Shoulders Creates World’s First Recyclable Shampoo Bottle Made with Beach Plastic, 19. Januar 2017
7 Marine Litter Solutions, Declaration of the Global Plastics Associations for Solutions on Marine Litter, 2011

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